In der aktuellen Tarifauseinandersetzung im Groß- und Außenhandel konnte auch beim vierten Verhandlungstermin am 18. August in Rendsburg kein Ergebnis erzielt werden. Obwohl die ver.di-Tarifkommission mehr als deutlich Verhandlungsbereitschaft signalisierte, legten die Arbeitgeber am 18. August in Rendsburg kein neues Angebot vor. Die Gewerkschaft ver.di verhandelt seit Mai mit dem Arbeitgeberverband, um für die Kolleginnen und Kollegen höhere Löhne und Gehälter durchzusetzen. Doch die Arbeitgeber blockieren ein Vorankommen der Verhandlungen. Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Preissteigerungen ist die Haltung der Arbeitgeber zutiefst unverständlich. Statt ihren Beschäftigten endlich eine angemessene Entgeltsteigerung zuzusagen, halten die Arbeitgeber an ihrem Angebot aus der dritten Verhandlungsrunde fest. Dieses sieht eine Lohn- und Gehaltssteigerung von 5,1% in 2023 und 2,9% in 2024 vor – mit Blick auf die derzeitige Inflationsrate bedeutet dies für die Beschäftigten de facto einen Reallohnverlust.
„Mit dem aktuellen Angebot der Arbeitgeberseite würden die Beschäftigten im Groß- und Außenhandel ein Minusgeschäft machen und faktisch weniger Geld in der Tasche haben. Warum sie das akzeptieren sollten, können uns auch die Arbeitgeber nicht erklären,“ sagt Bert Stach, Landesbezirksfachbereichsleiter Handel und Verhandlungsführer für die Gewerkschaft ver.di. „Wir brauchen jetzt ein klares Signal der Arbeitgeber an ihre Beschäftigten, dass sie ihre Arbeit wertschätzen und ihrer Pflicht nachkommen, auskömmliche Löhne und Gehälter zu zahlen,“ so Bert Stach.
Die Gewerkschaft ver.di fordert für die Beschäftigten in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um 13 Prozent; die Entgelterhöhung soll für alle Beschäftigten mindestens 400 Euro betragen. Für die Auszubildenden fordert die Gewerkschaft eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 250 Euro. Die Laufzeit des Tarifvertrages soll 12 Monate betragen. Darüber hinaus fordert ver.di die gemeinsame Beantragung der Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge.
In den vergangenen Wochen hat ver.di in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern immer wieder zu Warnstreiks aufgerufen. Vor dem Hintergrund der festgefahrenen Position der Arbeitgeber bereitet ver.di Streikstrategien und Pläne für die kommenden Wochen und Monate vor. „Sollte die Tarifrunde bin ins Weihnachtsgeschäft gehen, sind wir darauf vorbereitet“, erklärte Bert Stach. Dennoch bestünde weiterhin die Hoffnung auf eine baldige zufriedenstellende Lösung des Tarifkonflikts. Der nächste Verhandlungstermin ist für den 4. Oktober 2023 angesetzt. „Sollten die Arbeitgeber kurzfristig ein verhandlungsfähiges Angebot vorlegen können – wir sind verhandlungsbereit!“, ergänzt Stach.
Über 70.000 Beschäftigte sind in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern im Groß- und Außenhandel beschäftigt. Das häufigste Entgelt liegt bei 2251 Euro für Mecklenburg-Vorpommern und 2303 Euro für Schleswig-Holstein. Die letzte Lohn- und Gehaltserhöhung im April 2022 betrug 1,7%.