Das ist ein starker Streik! ver.di ruft die Beschäftigten in zahlreicher Betriebe im Handel im Norden, am Freitag, den 25. August und Samstag, den 26. August 2023, zu einem zweitägigen Warnstreik auf. Fast 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer folgen dem Aufruf der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di Nord) am 25. August 2023 und nahmen an einer Streikkundgebung in Rostock für Beschäftigte des Handels im Norden teil. Treffpunkt am frühen Vormittag war der Rostocker Stadthafen bei den zwei Kränen. Hier trafen sich die Handels-Beschäftigten aus den Kaufländern, dem IKEA-Haus, dem H&M, REWE-Märkten und weitern Betrieben aus Rostock mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus Kiel, Lübeck, Wismar, Neubrandenburg, Wittenhagen, Neustrelitz und andern Orten. Sie waren teilweise bereits in den frühen Morgenstunden mit Bussen gestartet, um an der Streikkundgebung in Rostock teilzunehmen.
Vom Stadthafen ging es lautstark durch die Stadt zum neuen Markt. Immer wieder schallten Sprechchöre durch die Straßen: „Heute ist kein Arbeitstag – heute ist ein Streiktag“ oder „Ohne uns kein Handel“. Unterbrochen wurden die Streikparolen lediglich von einem Geburtstagsständchen für eine teilnehmende Kollegin.
Mit einem ohrenbetäubenden Trillerpfeifenkonzert machten die Kolleginnen und Kollegen aus dem Handel dann am Neuen Markt ihren Unmut über die Verhandlungsführung der Arbeitgeber deutlich. Sie wandten sich damit direkt an den Handelsverband, der in der Nähe ein Büro unterhält. In den seit Monaten laufenden Verhandlungen scheinen die Arbeitgeber das Ziel zu verfolgen, die Beschäftigten mit Reallohnverlusten abspeisen zu wollen. „Gestern waren wir noch systemrelevant und heute sind wir nichts mehr wert“, empörte sich eine Teilnehmerin der Streikkundgebung. Bei der Kundgebung sprachen Mitglieder der Tarifkommissionen und machten von der Bühne ihrem Unmut deutlich Luft. Ihre Forderung nach angemessenen Entgeltforderungen wurde von der Menge bejubelt. Weiter sprachen Fabian Scheller vom DGB. Er überbrachte die solidarischen Grüße der anderen Gewerkschaften und machte deutlich, dass wir alle – alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer - in Gewerkschaften solidarisch für unsere Interessen einstehen und erinnerte an den Streik im öffentlichen Dienst, bei dem erst vor wenigen Monaten an derselben Stelle eine starke Streikkundgebung stattfand. Bert Stach, Landesbezirksfachbereichsleiter Handel und Verhandlungsführer für die Gewerkschaft ver.di, berichtete von den Tarifverhandlungen und zeigte sich von der starken Teilnahme beeindruckt. „Ich bin stolz, für Euch zu verhandeln, denn ihr gebt der Verhandlungskommission mit starken Streiks Rückenwind!“, rief er von der Bühne
„Die Teilnahme übertrifft unsere Erwartungen. Die Kolleginnen und Kollegen im Handel stehen klar hinter den ver.di-Forderungen in der Tarifrunde 2023“, stellt Bert Stach nach der Kundgebung fest. Die Angebote der Arbeitgeber in den Tarifverhandlungen im Handel im Norden sind noch weit von einer Abschlussfähigkeit entfernt. „Das ist alles bei weitem nicht ausreichend! Die Arbeit im Handel muss wertgeschätzt werden. Wir brauchen verbesserte Angebote! Gleichzeitig sind wir absolut verhandlungsbereit und reichen die Hand! Aber es ist auch klar: Die Kolleginnen und Kollegen sind am 25. August für deutliche Entgeltsteigerungen auf die Straße gegangen – Reallohnverluste sind nicht akzeptabel!“, erklärt Bert Stach weiter.
ver.di Nord fordert für die Beschäftigten im Einzelhandel eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um 2,50 Euro in der Stunde; für die unteren Beschäftigtengruppen eine Erhöhung des Stundenlohns auf 13,50 Euro. Für die Auszubildenden fordert die Gewerkschaft eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 250 Euro.
Für die Beschäftigten im Großhandel fordert ver.di Nord eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um 13 Prozent; die Entgelterhöhung soll für alle Beschäftigten mindestens 400 Euro betragen. Für die Auszubildenden fordert ver.di eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 250 Euro. Die Laufzeit des Tarifvertrages soll 12 Monate betragen. Darüber hinaus fordert ver.di die gemeinsame Beantragung der Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge.
Über 175.000 Beschäftigte sind in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern im Einzelhandel beschäftigt. Das häufigste Entgelt liegt bei 2747 Euro für Mecklenburg-Vorpommern und 2830 Euro für Schleswig-Holstein. Die letzte Lohn- und Gehaltserhöhung im Mai 2022 betrug 1,7%.
Im Groß- und Außenhandel sind in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein über 70.000 Menschen beschäftigt. Das häufigste Entgelt liegt bei 2251 Euro für Mecklenburg-Vorpommern und 2303 Euro für Schleswig-Holstein. Die letzte Lohn- und Gehaltserhöhung im April 2022 betrug 1,7%.