Große Teile des Nordens starteten am in der Woche vor dem ersten Advent in einen starken Adventsstreik im Handel im Zusammenhang mit den laufenden Gehaltstarifverhandlungen. Beschäftigte aus zahlreichen Betrieben aus Flensburg, Gleschendorf, Kiel, Lübeck, Neumünster, Rostock, Schwerin und Stapelfeld beteiligten sich an den Streikaktionen und legten für mehrere Tagen bis zu einer ganzen Woche die Arbeit nieder.
Die gemeinsame Streikkundgebung fast aller beteiligten Betriebe fand am 30. November 2023 in Lübeck statt. Ungefähr 200 Streikende zogen durch die Innenstadt und skandierten: „Weihnachten steht vor der Tür – wir auch!“ Sie machten damit ihrem Unmut über die stagnierenden Tarifverhandlungen deutlich Luft und stellten sich hinter die Forderungen der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft. Bei der Abschlusskundgebung vor dem Lübecker Gewerkschaftshaus berichteten Mitglieder der Tarifkommission von der Bühne: „Wir sind als Tarifkommission dem Arbeitgeber schon sehr entgegengekommen“. Bert Stach, Landesbezirksfachbereichsleiter Handel und Verhandlungsführer für die Gewerkschaft ver.di, kritisierte den Handelsverband Nord scharf, da er die Fortsetzung der Verhandlungen an Bedingungen knüpfe. „Wenn das so weitergeht, dann ist jeder Tag ein Streiktag“, rief er unter dem Jubel der Streikenden.
Kolleginnen und Kollegen aus dem Textileinzelhandel aus Flensburg beteiligten sich am 30. November an Streikaktionen des Öffentlichen Dienstes in Husum und setzten damit gemeinsam und solidarisch ein Zeichen für die Gewerkschaftsforderungen in den verschiedenen Tarifrunden.
Am 1. und 2. Dezember folgten dann zahlreiche weitere Streikveranstaltungen in Kiel, Lübeck, Neumünster, Rostock und Schwerin. Besonders bewegend waren dabei die Weihnachtschöre der Streikenden, die unter Abwandlung traditioneller Weihnachtslieder Texte wie „Oh HDE, Oh HDE, hörst Du unsre Not den nicht. Seit Jahren schon dasselbe Geld, was Inflationen nicht aushält. Oh HDE…“ (Noten von Oh Tannenbaum).
Die Tarifverhandlungen sind bereits im Mai gestartet. Trotz zahlreicher Versuche ist es weder im Einzel- noch im Groß- und Außenhandel gelungen, ein Tarifergebnis zu erzielen. „Die ver.di-Tarifkommissionen haben dabei in zahlreichen Punkten sehr deutliche Kompromissbereitschaft gezeigt, aber die Angebote der Arbeitgeber bedeuten noch immer einen herben Reallohnverlust für die hart arbeitenden Kolleginnen und Kollegen. Es ist an den Arbeitgebern, sich weiter zu bewegen“, erklärt Bert Stach, Landesbezirksfachbereichsleiter Handel und Verhandlungsführer für die Gewerkschaft ver.di.
ver.di Nord fordert für die Beschäftigten im Einzelhandel eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um 2,50 Euro in der Stunde; für die unteren Beschäftigtengruppen eine Erhöhung des Stundenlohns auf 13,50 Euro. Für die Auszubildenden fordert die Gewerkschaft eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 250 Euro.
Für die Beschäftigten im Großhandel fordert ver.di Nord eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um 13 Prozent; die Entgelterhöhung soll für alle Beschäftigten mindestens 400 Euro betragen. Für die Auszubildenden fordert ver.di eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 250 Euro. Die Laufzeit des Tarifvertrages soll 12 Monate betragen. Darüber hinaus fordert ver.di die gemeinsame Beantragung der Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge.
Über 175.000 Beschäftigte sind in Schleswig-Holstein im Einzelhandel beschäftigt. Das häufigste Entgelt liegt bei 2830 Euro für Verkäuferinnen und Verkäufer. Die letzte Lohn- und Gehaltserhöhung im Mai 2022 betrug 1,7%.
Über 70.000 Beschäftigte sind in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern im Groß- und Außenhandel beschäftigt. Das häufigste Entgelt liegt bei 2251 Euro für Mecklenburg-Vorpommern und 2303 Euro für Schleswig-Holstein. Die letzte Lohn- und Gehaltserhöhung im April 2022 betrug 1,7%.