Tarifrunden Handel NORD 2023

Starker Streik im Handel im Norden am 13. September 2023 in Schwerin

Mehr als 200 Kolleginnen und Kollegen aus Rostock und Schwerin folgten dem Aufruf der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft am 13. September 2023 und beteiligten sich an einem starken Streiktag in Schwerin.
13.09.2023
Streikkundgebung am 13. September 2023 in Schwerin

Mehr als 200 Kolleginnen und Kollegen aus Rostock und Schwerin folgten dem Aufruf der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft am 13. September 2023 und beteiligten sich an einem starken Streiktag in Schwerin. Im Handel im Norden kommt es durch die Arbeitskampfmaßnahmen zu starken Einschränkungen, über die die regionale Presse bereits berichtet.

Treffpunkt am frühen Vormittag war der Bertha-Klingenberg-Platz am Burgsee mit Blick auf das Schweriner Schloss. Gegen 9.35 Uhr setzte sich der Demonstrationszug in Bewegung und legte schon nach wenigen Metern eine Pause ein. Vor dem Haus der Verbände in der Graf-Schack-Straße verlas ver.di-Verhandlungsführer Bert Stach noch einmal die Forderungen der Tarifrunde 2023. Als er das Angebot der Arbeitgeber vorstellte und fragte, ob dies annehmbar sei, riefen die Streikteilnehmer*innen laut, deutlich und geschlossen: „Nein!“ Nach einem ohrenbetäubenden Pfeifkonzert ging es weiter durch die Schweriner Innenstadt. Laut skandierte der Demozug „Heute ist kein Arbeitstag – heute ist ein Streiktag!“ Am Südufer des Pfaffenteichs folgte dann die Abschlusskundgebung. Daniel Taprogge, ver.di-Bezirksgeschäftsführer in Schwerin, begrüßte hier noch einmal die Streikenden. Er stellte die zahlreichen Konflikte dar, die auch im Bezirk in diesem Jahr eine wichtige Rolle spielen und bei denen es um angemessene Entgeltsteigerungen und die Wertschätzung der Kolleginnen und Kollegen geht. Bert Stach berichtete aus den Tarifverhandlungen. „Sie wollten uns anhand von Inflationskorrelationen erklären, dass 8,5 Prozent mehr als 10,5 Prozent sind“, berichtete Bert Stach und stellte klar, „doch bei einer langfristigen Betrachtung entlarvt sich das wohl schnell als Taschenspielertrick. Wir lassen uns nicht hinters Licht führen!“ Janett Karow als Mitglied der Tarifkommission bestätigte diesen Eindruck. Dann berichteten Roland Sternberg und Rene Possehl, beide Betriebsräte bei Kaufland, über die Realität in ihren Märkten: Die Beschäftigten erwarteten ein angemessenes Angebot der Arbeitgeber, damit die Tarifrunde zu einem baldigen Ende käme. Teilweise müssten bereits jetzt Kolleginnen und Kollegen Nebenjobs annehmen, um die Kosten zu tragen.

„Die Teilnahme war super. Die Kolleginnen und Kollegen im Handel stehen klar hinter den ver.di-Forderungen in der Tarifrunde 2023. Die Streikbereitschaft ist und bleibt hoch – auch wenn das noch bis in Weihnachtsgeschäft so weitergeht“, stellt Daniel Taprogge fest. Die Angebote der Arbeitgeber in den Tarifverhandlungen im Handel im Norden sind ziemlich offensichtlich noch weit von einer Abschlussfähigkeit entfernt.

 

 

Die Streiks zeigen Wirkung. Wie unter anderem die Ostsee-Zeitung in Rostock berichtete blieben bei verschiedenen Einzelhändlern – hier REWE – Regale und besonders Kühlregale leer. Hier verstärken sich wohl verschiedene Streikmaßnahmen im Einzel- und Großhandel bundesweit gegenseitig.

Die Beschäftigten in Schwerin hatten bereits am 12. September gestreikt. Bei einer Streikversammlung am Vormittag wurde über den Stand der Tarifverhandlungen diskutiert. Klares Ergebnis: Die Arbeitgeber müssen sich bewegen und wir als ver.di sollten noch stärker werden, um unsere Forderungen durchzusetzen.

ver.di Nord fordert für die Beschäftigten im Einzelhandel eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um 2,50 Euro in der Stunde; für die unteren Beschäftigtengruppen eine Erhöhung des Stundenlohns auf 13,50 Euro. Für die Auszubildenden fordert die Gewerkschaft eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 250 Euro. Gefordert wird ebenfalls die gemeinsame Beantragung der Allgemeinverbindlichkeit.
Über 175.000 Beschäftigte sind in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern im Einzelhandel beschäftigt. Das häufigste Entgelt liegt bei 2747 Euro für Mecklenburg-Vorpommern und 2830 Euro für Schleswig-Holstein. Die letzte Lohn- und Gehaltserhöhung im Mai 2022 betrug 1,7%.